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4.4. Zeitraum von 1990 - 1995
Der Wagenpark wurde im Januar 1990 um weitere 5 Obusse des ungarischen Typs Ikarus 280.93
erweitert. Die Fahrzeuge erhielten die Wagennummern 21II bis 25II. Am 31.01.1990 waren 25
Gelenkobusse des ungarischen Typs Ikarus 280.93 im typenreinen Bestand.
Die Fahrleitung des ersten Unterabschnittes der Anbindung des Stadtteiles Finow von der Kreuzung
Spechtausener Straße/Leninstraße zum Kleinen Stern wurde am 14.04.1990 fertiggestellt. Eine Inbetriebnahme
war aber wegen fehlender Haltestellen noch nicht möglich.
Am 11.06.1990 konnten die Eberswalder Bürger einen modernen westdeutschen Duo-Bus vom Typ Daimler-Benz/AEG O 405
GTD in Augenschein nehmen. Das Fahrzeug war auf dem Rückweg von einer Präsentation in Norwegen und wurde nun
für ein paar Stunden in Eberswalde vorgestellt. Dieses Fahrzeug verfügte sowohl über einen Elektroantrieb
als auch über einen in etwa gleichstarken Dieselantrieb. Damit war das Fahrzeug variabel einsetzbar.
Am 28.06.1990 wurde der von der Treuhandanstalt verwaltete VEB Kraftverkehr Eberswalde-Finow in eine Kapitalgesellschaft, eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) umgewandelt und firmierte fortan unter Verkehrs- und Speditonsgesellschaft mbH.
Am 01.07.1990 wurde in der noch existierenden Deutschen Demokratischen Republik (DDR) die Deutsche Mark (DM) der
Bundesrepublik Deutschland (BRD) als gesetzliches Zahlungsmittel eingeführt.
Am 02. Juli 1990 erfolgte die Einweihung der Linienführung von der Kreuzung Spechtausener Straße/Leninstraße zur Schönholzer Straße, Kleiner Stern im Stadtteil Finow. Die Neubaustrecke wurde von der Linie S 2 befahren. Die Neubaustrecke hatte ein Länge von 2,1 km. Damit war auch der Stadtteil Finow an das Obus-Netz angeschlossen.
Da das Walzwerk nicht an das Obus-Netz angeschlossen worden war, verkehrte nun eine Buslinie vom Kleinen Stern über Walzwerk, Erich-Steinfurth-Straße, Finow Post, den Großen Stern zurück zum Kleinen Stern. Diese wurde aber von den Fahrgästen nicht angenommen und nach dreiwöchigem Probebetrieb wegen zu geringer Auslastung am 21. Juli 1990 eingestellt. Dafür verkehrte ab September 1990 eine Buslinie vom Wohngebiet "Max Reimann" über Kleinen und Großen Stern zum Walzwerk.
Im Herbst 1990 wurde der Gelenkobus Nr.11II vom ungarischen Typ Ikarus 280.93 als erster Obus in Eberswalde
mit Werbung ausgestattet. In der Folge wurden alle weiteren Obusse mit Werbung ausgestattet. Damit wurde unter den nunmehr marktwirtschaftlichen Bedingungen eine Geldquelle zur Finanzierung des öffentlichen Personennahverkehrs erschlossen.
Am 03.11.1990 hatte das meistbenutzte Verkehrsmittel unserer Stadt Eberswalde, der Oberleitungsomnibus, 50jähriges
Jubiläum. Aus diesem Anlaß fand bereits am 02.11.1990 eine Fachtagung zum Thema Obus/Duo-Bus statt. Auf dieser
Fachtagung wurde ein werksneuer Duo-Bus vom Typ DaimlerBenz/AEG O 405 GTD vorgestellt,
welcher am Tage zuvor in Eberswalde eintraf.
Am 01. Februar 1991 wurden nach über 40 Jahren erstmals die Fahrpreise für den Obus erhöht. Sie stiegen
für Erwachsene von 15 Pfennige auf 50 Pfennige pro Fahrt und für Kinder von 10 Pfennige auf 25 Pfennige pro
Fahrt.
Am 26. Mai 1991 wurde der Fahrplan geändert. Vom 15-Minuten-Takt wurde zum 12-Minuten-Takt übergegangen, der in der Hauptverkehrszeit auf der Linie S 1 Nordend-WK "Max Reimann" auf den 6-Minuten-Takt und auf der Linie S 2 Ostend-Kleiner Stern auf den 8-Minuten-Takt verkürzt wurde.
Die großzügigen Planungen zur Netzerweiterung und auch des Neubaus eines Betriebshofes in Eberswalde/Nordend
wurden Mitte der achtziger Jahre und später auch unter dem Einfluß der Treuhandanstalt überarbeitet und
reduziert. Der Güterverkehr der Verkehrs- und Speditionsgesellschaft mbH sollte privatisiert werden. Damit einher
wurden Aufteilungen der materiellen und finanziellen Mittel, insbesondere auch des Grundstückes vorbereitet.
Da der Neubau eines Betriebshofes für den Obus-Verkehr in Nordend aufgrund der Reduzierungen und vor allem der
geplanten Privatisierung des Güterverkehrs nicht erfolgte, wurde im Juli 1991 mit der Errichtung einer
Fahrleitungsanlage auf dem Omnibusbetriebshof in Nordend begonnen.
Am 30. und 31.10.1991 wurde der Obus-Betriebshof von der Bergerstraße auf das
Gelände der Barnimer Busgesellschaft (ehemals VEB Kraftverkehr Eberswalde-Finow) im Stadtteil
Nordend/Poratzstraße verlegt. Gleichzeitig erfolgte die Inbetriebnahme der neuen Werkstatt und der alte Obus-Betriebshof, noch fast unverändert aus Straßenbahnzeiten, in der Bergerstraße wurde
stillgelegt.
Viele Eberswalder Betriebe hielten der Marktwirtschaft nicht stand und wurden geschlossen. Deshalb wurde am 04.11.1991
wiederum ein neuer Fahrplan eingeführt. Diese Umstellung erfolgte, da inzwischen keine Beförderungsspitzen in
den Hauptverkehrszeiten zu verzeichnen waren. Auch aufgrund der Depotverlegung und der damit verbundenen Änderung der
Dienste wurde auf den Linien S 1 und S 2 ein ganztägiger 10 Minuten-Verkehr eingeführt.
Hierfür wurden dann 14 Obusse benötigt.
Der 15 Minuten-Verkehr auf beiden Linien an Samstagen und am Sonntagnachmittag wurde durch einen 20 Minuten-Verkehr
ersetzt, während der 30 Minuten-Verkehr abends und sonntagvormittags bestehen blieb.
Da die Instandhaltung einiger Gelenkobusse vom ungarischen Typ Ikarus 280.93 Anfang 1992 nicht mehr wirtschaftlich
effektiv und ein Ersatz derselben notwendig war, wurden im April 1992 wurden 5 gebrauchte
Gelenkobusse vom österreichischen Typ ÖAF Gräf & Stift GE 110 von einem
Fahrzeughändler gekauft. Die gekauften Gelenkobusse verkehrten ehemals bei den Salzburger
Stadtwerken/Verkehrsbetrieben.
Die 5 Gelenkobusse wurden am 12. oder 13.04.1992 per Eisenbahntiefladewaggons von Salzburg/A nach Eberswalde überstellt.
Die 5 Gelenkobusse vom österreichischen Typ ÖAF Gräf & Stift GE 110 erhielten die Wagen-Nummern 16
III, 19III, 26II, 27II und 28II. Diese Gelenkobusse dienten als
kurzzeitige Zwischenlösung bis zur Anschaffung von neuen Fahrzeugen. Langfristig wurde die Beschaffung von Neufahrzeugen angegangen.
Am 20. Juli 1992 wurde die Verkehrs-und Speditionsgesellschaft mbH, die als Nachfolger des VEB Kraftverkehr Eberswalde-
Finow sowohl Öffentlichen Personennahverkehr als auch Güterverkehr betrieb, rückwirkend zum 01.01.1992 in
zwei neue Kapitalgesellschaften aufgeteilt. Die Barnimer Busgesellschaft mbH, eine Kapitalgesellschaft des Landkreises
Barnim, war nun der Betreiber des Öffentlichen Personennahverkehrs und die Eberswalder Speditionsgesellschat mbH
Dettendorfer und Partner, eine Tochtergesellschaft der Dettendorfer Spedition Nußdorf, betrieb den
Güterverkehr.
Im Oktober 1992 wurde ein neues zeitabhängiges Tarifsystem für den Stadtverkehr Eberswalde eingeführt. Dazu
wurden alle Obusse mit Druckentwertern ausgerüstet. Ein Fahrschein war wochentags in der Zeit von 06:00 bis 20:00 Uhr
30 Minuten und außerhalb dieser Zeit sowie an Feiertagen und Wochenenden 45 Minuten gültig.
Vom 28.01.1993 bis 24.02.1993 war ein Obus vom deutschen Typ MAN SL 172 HO M 12 der
Stadtwerke Solingen in Eberswalde im regulären Liniendienst im Einsatz.
Im April 1993 wurde ein neuartiges dreistelliges Wagennummern-System für alle Fahrzeuge der Barnimer Busgesellschaft
mbH eingeführt. Bei den Obussen änderte sich wenig. Die bestehenden Wagennummern der Obusse wurden um eine
vorgesetzte Null ergänzt.
Nachdem bereits 1991 die Verbindungsstraße, die verlängerte Schönholzer Straße, zwischen dem
Wohngebiet "Max Reimann" und dem Kleinen Stern in Finow fertiggestellt worden war, begannen im April 1993 die
Bauarbeiten an der bereits geplanten Fahrleitung zur Verbindung der Obus-Linien
S 1 und S 2 . Das Wohngebiet
"Max Reimann" war inzwischen in Brandenburgisches Viertel umbenannt worden.
Nachdem die verschiedensten Obus-Typen mit ihrer unterschiedlichen Technik und Ausrüstung in der Vergangenheit in
Eberswalde in der Praxis getestet wurden, fiel die Entscheidung zur Beschaffung zugunsten des
Gelenkobusses vom österreichischen Typ ÖAF Gräf & Stift NGE 152 M17. Diese Entscheidung wurde
letztlich auch begünstigt durch die bisherige ausschließliche Beschaffung von neuen
Dieselbussen der Marke MAN für die Barnimer Busgesellschaft mbH und letztlich war und ist die Österreichische
Automobilfabrik (ÖAF) ein Tochterunternehmen der Firma MAN.
Im Zusammenhang mit einer Fahrzeugbestellung der Innsbrucker Verkehrsbetriebe wurden 15 Gelenkobusse vom österreichischen Typ ÖAF Gräf & Stift NGE 152 M17 bestellt. Die Lieferung der Fahrzeuge war zwischen 1993 und 1995 geplant.
Der erste neue Gelenkobus vom österreichischen Typ ÖAF Gräf & Stift NGE 152 M17 traf wegen eines
schadhaften Eisenbahntiefladewaggons mit einer Woche Verspätung Ende Juni 1993 in Eberswalde ein. Mit diesem Gelenkobus, dem späteren Gelenkobus Nr. 004, wurde am 01. Juli 1993 die
Verbindungsstrecke zwischen Brandenburgisches Viertel und dem Kleinen Stern eröffnet.
In diesem Zusammenhang wurde die Linienführung der Obus-Linien verändert. Die Linie
S 1 führte nun von Nordend zum Kleinen Stern in Finow, weiter
zum Brandenburgischen Viertel und vom Brandenburgischen Viertel zurück nach Nordend. Die Linie
S 2 führte von Ostend zum Brandenburgischen Viertel,
weiter zum Kleinen Stern nach Finow und von Finow zurück nach Ostend.
Bis August 1993 erfolgte die Lieferung von 4 weiteren Gelenkobussen des österreichischen Typs
ÖAF Gräf & Stift NGE 152 M17. Die Gelenkobusse bekamen die Wagen-Nummern 011, 017, 029 und
030. Die ersten fünf Fahrzeuge wurden per Eisenbahntiefladewaggon angeliefert.
Ab 1994 wurden die Betriebsanlagen auf dem Betriebshof Eberswalde/Nordend grundlegend erneuert und
modernisiert. Desweiteren wurden mit Fördermitteln große Teile der Fahrleitung erneuert. So wurde die
Fahrleitung zwischen Markt und Bahnübergang Nordend im Jahre 1994 erneuert.
Der Gelenkobus Nr. 021 vom ungarischen Typ Ikarus 280.93 hatte am 28.07.1994 einen
spektakulären Unfall. Beim Linksabbiegen an der Kreuzung Potsdamer Allee/Brandenburger Allee im Brandenburgischen
Viertel streifte der Gelenkobus ein Geländer. Dadurch wurde das Heckteil wurde abgerissen.
Ab Juli 1994 wurden weitere 4 Gelenkobusse vom österreichischen Typ ÖAF Gräf & Stift
NGE 152 M17 geliefert. Diese Gelenkobusse wiesen bereits einige technische Verbesserungen auf. Sie erhielten die
Wagennummern 031, 032, 034 und 035.
Im Dezember 1994 wurden weitere 5 Gelenkobusse vom österreichischen Typ ÖAF Gräf & Stift NGE 152 M17
geliefert. Diese Gelenkobusse bekamen die Wagen-Nummern 036 bis 040. Der letzte Gelenkobus, der spätere Wagen 033,
traf erst am 22. Januar 1995 in Eberswalde ein. Dieser Gelenkobus weilte zu Testfahrten in den italienischen Städten Bologna, Mailand und Neapel. Mit diesem Gelenkobus waren 33 Fahrzeuge im Einsatz.
Die Gelenkobusse Nr. 031 bis 040 wurden per LKW-Tieflader angeliefert.
Nach der Erneuerung des Fuhrparkes wurden bis Ende 1994 die aus Salzburg gebraucht erworbenen 5 Gelenkobusse vom
österreichischen Typ ÖAF Gräf & Stift GE 110 aus dem Fahrdienst genommen. Zwei Wagen
wurden verschrottet und 3 Wagen bildeten bis Juli 1995 eine Reserve.
Zum Anfang des Jahres 1995 wurde die neue Werkstatt und anschließend die Prüfhalle in Betrieb genommen.
Anfang Mai 1995 wurde der Gelenkobus Nr. 001 vom ungarischen Typ Ikarus 280.93 ausgesondert und
als erster Eberswalder Gelenkobus nach Timisoara/Rumänien verkauft.
Im Juli 1995 erfolgten verstärkt Aussonderungen aus dem Bestand der Gelenkobusse vom ungarischen Typ
Ikarus 280.93. Da Probefahrten mit dem bereits nach Timisoara/Rumänien verkauften Gelenkobus Nr. 001 dort
erfolgreich verlaufen waren, wurden weitere nicht mehr benötigte Gelenkobusse im Zeitraum
August bis Dezember 1995 nach Timisoara/Rumänien verkauft. Auch 3 ehemalige Salzburger Gelenkobusse des
österreichischen Typ ÖAF Gräf & Stift GE 110 wurden nach Timisoara/Rumänien verkauft. Die
restlichen ausgesonderten Gelenkobusse wurden verschrottet.
Im Bestand befanden sich nun noch 6 Gelenkobusse des ungarischen Typs Ikarus 280.93 und zwar der Wagen
002 sowie die Wagen 021 bis 025. Der Gelenkobus Nr. 002 vom ungarischen Typ Ikarus 280.93 hatte erst im Jahre 1993 eine
Aufarbeitung und Neulackierung erhalten. Dieser Gelenkobus diente als Reservewagen. Aufgrund des sehr hohen moralischen
und auch technischen Verschleißes war dieser Gelenkobus zuletzt bei den Obusfahrern äußerst unbeliebt.
Die im Jahre 1990 gelieferten Gelenkobusse Nr. 021 bis 025 erhielten im Zeitraum November 1994 bis März 1995 eine
Neulackierung in den Firmenfarben der Barnimer Busgesellschaft mbH.
Im Dezember 1995 wurde die Fahrleitung in Nordend erneuert.