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aus dem Tagesspiegel vom 22.10.2007:
Neue Technik bringt Busse in Bedrängnis
Gutachter für Brennstoffzellen statt Strom aus der Oberleitung
Von Steffi Prutean
Eberswalde - Der seit Jahrzehnten zum Stadtbild von Eberswalde (Barnim) gehörende Oberleitungsbus - Obus - steht zur Debatte. Dabei gehe es um
die Zukunft des öffentlichen Nahverkehrs und nicht die Abschaffung des Obusses, sagte
Wirtschaftsdezernent Carsten Bockhardt, in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. „Die technische Entwicklung geht weiter,
der Klimawandel zwingt zur Auseinandersetzung.” In Eberswalde verkehren seit 1940 Obusse. Auf zwei zusammen 17 Kilometer langen Linien
befördern sie laut einer Verkehrserhebung jährlich 4,2 Millionen
Fahrgäste.
Ein Gutachten schlägt jetzt vor, künftig auf Busse umzusteigen, die mit Brennstoffzellen betrieben werden, die Barnimer Busgesellschaft
bezweifelt allerdings die Wirtschaftlichkeit dieser Fahrzeuge im Tagesgeschäft. Der Kreis stehe vor der Entscheidung, in Busse und Leitungen zu
investieren oder nicht, erläuterte Bockhardt. Die Kommune wolle ein dicht besiedeltes Wohngebiet an das aktuelle Streckennetz anbinden. „
Diese Punkte zwangen uns, uns mit der Thematik zu beschäftigen.”
Für die Brennstoffzellen-Technik könnte laut Bockhardt ein Förderprogramm des Bundes genutzt werden. Wer sich hier beizeiten
festlege, hätte finanzielle Vorteile. „Diesen Zeitpunkt wollen wir einfach nicht verschlafen.” Zwischen 2012 und 2015 werde
entschieden, welche Busse künftig durch Eberswalde fahren. Im Jahr 2009 soll ein Musterbus angeschafft werden, der mit Brennstoffzellen fä
hrt und nicht an der Oberleitung hängt. Bockhardt: „Zwar fahren solche Busse schon in Hamburg und Berlin, doch schätzen
Wissenschaftler die Technik als noch nicht voll ausgereift ein.”
Die nächste Bus-Generation kommt nach Angaben des Dezernenten 2009 auf den Markt. Für den Kreistag sei eine entsprechende Beschlussvorlage
erarbeitet worden. „Sie sagt nicht aus, wir verabschieden uns vom Obus.” Aber der Landkreis wolle auch nicht mehr in das alte Netz
investieren. „Laut Gutachten wird die Brennstoffzellen-Technik bis 2015 so weit sein, dass sie ökonomisch und ökologisch das bessere
System sein wird.”
Diese Busse seien auch Elektrobusse, nur komme der Strom nicht aus der Leitung, sondern aus der Brennstoffzelle im Kofferraum. Die neuen Busse
hätten den Vorteil, bei Havarien oder Baustellen ausweichen zu können. Sollte die Entscheidung zugunsten des neuen Fahrzeugtyps fallen,
würden die alten Obusse auf manchen Strecken immerhin noch bis
zum Jahr 2022 fahren. „Sie würden nicht sofort aus dem Verkehr gezogen.”
Nach Angaben des Denkmalpflegevereins Nahverkehr fahren Obusse derzeit bundesweit in drei Städten: neben Eberswalde in Solingen (Nordrhein-
Westfalen) und Esslingen (Baden-Württemberg). In der DDR gab es ursprünglich zwölf Obus-Betriebe.
Weitere Informationen im Internet:
www.eberswalde.de; www.barnim.de; www.obus-ew.de