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aus der Märkischen Oderzeitung vom 03.03.2006:
Barnim streicht Gelder für das Sozialticket
Von Hans Still
Kreis Barnim (MOZ) Die Barnimer Busgesellschaft hat mit Beginn des Monats
März das Sozialticket eingestellt. Damit war es Empfängern von
Arbeitslosengeld II bislang möglich, auf allen Linien der Barnimer
Busgesellschaft (BBG) zum halben Preis zu fahren. Gegen den Wegfall
regen sich jetzt Proteste.
Evelyn Schödder gehört zu den
Eberswalder Hartz-IV-Empfängern, denen der Wegfall des Tickets hart zu
schaffen macht. "Ich habe nach Abzug aller Kosten nur 200 Euro
monatlich zum Leben, jetzt muss ich auch noch die 27 Euro teure
Monatskarte für den Bus vollständig bezahlen", berichtete sie. Und auch
die Initiatoren der Eberswalder Montagsdemonstrationen geißelten den
Wegfall in einem offenen Brief an Landrat Bodo Ihrke als "unsozial und
fachlich unvertretbar". Vor allem das Missverhältnis zwischen dem 30
Millionen Euro teuren Kreishaus-Neubau und dem Wegfall sozialer
Leistungen erregt den Ärger der Briefschreiber.
Bei näherer
Betrachtung fällt auf, dass die Kosten für das Barnimer Sozialticket
kontinuierlich angestiegen sind. 22 000 Euro kosteten die
Sozialfahrscheine zu Beginn, mittlerweile haben vor allem die
Hartz-IV-Gesetzgebung und die gestiegene Zahl der Anspruchsberechtigten
die Kosten auf 70 000 Euro jährlich getrieben. 17 032 Barnimer erhalten
Hartz-IV-Bezüge, monatlich kommen rund 200 Empfänger dazu.
Von
der früheren Verfahrensweise, als der Kreis Defizite der BBG ausglich,
hat sich der Barnim 2005 verabschiedet. "Mit dem Beförderungsvertrag
bekommen wir für jeden gefahrenen Kilometer einen Festbetrag erstattet.
Kosten für ein Sozialticket sind darin nicht vorgesehen", so
BBG-Geschäftsführer Frank Wruck. Er vertritt die Auffassung, Aufgabe
des Unternehmens sei es nicht, Sozialpolitik zu finanzieren. Auch war
es nicht in Ordnung, wenn Mitarbeiter am Schalter die Konto-Auszüge
kontrollieren mussten, denn nur so ließ sich nachvollziehen, ob jemand
Hartz-IV-Bezüge erhält oder nicht. Die BBG kündigte das Sozialticket.
Doch
der Kreis sah keine Veranlassung, sich des Problems anzunehmen. "Wie
sollten wir? Ich habe doch keinen Grund, die Initiative zu ergreifen.
Ein Antrag aus dem Kreistag lag nicht vor. Es ist auch kein Geld dafür
da, der Barnimer Haushalt ist ausgeknautscht", reagiert Vizelandrat
Carsten Bockhardt.
Auf die Ankündigung der Linkspartei.PDS, das
Sozialticket beim Nachtragshaushalt zu thematisieren, reagiert er
zugeknöpft. "Dann soll auch gesagt werden, wo wir stattdessen sparen
wollen. Das gehört sich so in der Politik."