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aus der Märkischen Oderzeitung vom 14.11.2002 :
Hilferuf: ÖPNV fordert seine Busspur zurück
Busgesellschaft beklagt Nachteile für Obus-Verkehr
Von Michael Dietrich
Eberswalde (MOZ) Nach dem Ende der Laga (Landesgartenschau/H.B.) sollte die zeitweilig außer Kraft gesetzte Busspur
auf der Eberswalder Straße wieder reaktiviert werden. Die Stadt will die Spur jedoch offenbar weiterhin für
alle Kraftfahrer offen halten. Die Busgesellschaft startet deshalb jetzt einen Hilferuf.
Die rechte Fahrspur auf der Eberswalder Straße gehörte bis zur Landesgartenschau den Obussen der Barnimer
Busgesellschaft. Trotz Stau kamen die Busse so zügig an ihre Haltestellen und bevorzugt über die Kreuzungen. Je
schneller und attraktiver der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) ist, so die Idee, die dahinter steht, um so
mehr Kunden werden ihn auch nutzen und das Auto stehen lassen. Für die Zeit der Laga und den erwarteten Auto-Ansturm
wurde die Busspur zeitweilig aufgehoben. Doch die Barnimer Busgesellschaft, die für ihre vier Millionen
Fahrgäste auf der Strecke einen Sechs-Minuten-Takt aufrecht hält, fürchtet seit Ende der Laga den
gänzlichen Verlust der Busspur.
Verkehrsleiter Bernhard Vandeck berichtete im jüngsten Bauausschuss über die Absicht der
Straßenverkehrsbehörde der Stadt, die jetzige Verkehrsregelung für immer so zu belassen." Wir hatten
uns ausdrücklich nur unter der Zusage, dass die Busspur nach der Laga wieder gilt, zu der zeitweiligen Regelung
bereit erklärt. Jetzt soll das Versprechen nicht mehr gelten. Das ist für uns nicht nachvollziehbar", sagte
Vandeck vor dem Ausschuss und bat, dass sich die Abgeordneten der Sache annehmen. Nach Vandecks Darstellung wäre die
vakante Busspur bereits die dritte Verschlechterung für den ÖPNV in kurzer Zeit. Durch die Änderungen der
Vorfahrtsregeln an der Ebertstraße (Friedrich-Ebert-Straße/H.B.) und im Brandenburgischen Viertel hätten
die Obusse in den Verkehrsspitzen des Berufsverkehrs bereits einige Minuten Verspätung. Auch die fehlende Busspur
wirke sich nachteilig auf die Einhaltung des Sechs-Minuten-Taktes aus. Das, warf spontan ein Ausschussmitglied ein,
könne er bestätigen. Sein Bus hätte 09:15 fahren müssen, fuhr aber 09:21 Uhr. Das sei der beste Beleg
dafür.
"Die Stadt Eberswalde sollte im eigenen Interesse alles unterlassen, was ÖPNV-unfreundlich ist",
argumentierte Vandeck. Seines Wissens nach beabsichtige die CDU bereits einen Antrag zu stellen, die umstrittene
Rechts-vor-Links-Regelung in der Ebertstraße wieder abzuschaffen. Hier muß der Bus an jeder Seitenstraße
stehen bleiben und von rechts kommenden Autos die Vorfahrt gewähren. Eines der alten Vorfahrtsschilder steht dort
übrigens schon wieder, ein Zeichen für Vandeck, dass die Regelung ohnehin nicht klappt.
Die Stadt bestätigte auf MOZ-Anfrage, dass es Überlegungen gibt die Busspur nicht wieder einzuführen.
Baudezernent Gunther Prüger verteidigte den Vorstoß der Verkehrsbehörde: "Mit der laufenden
Anhörung der Busgesellschaft will die Stadt ja gerade herausfinden. welche Argumente es dafür oder dagegen
gibt." Im Rathaus, so Prüger, wäre die Meinung aufgetaucht, dass es doch ohne die Busspur gut gelaufen sei
und er fügte hinzu:" und ich persönlich finde das auch."
Bernhard Vandeck bIeibt skeptisch, ob die Anhörung etwas nutzt. Auch gegen die Änderungen der zwei ÖPNV-
unfreundlichen Vorfahrtsregelungen hatte die Busgesellschaft Einspruch erhoben - umsonst. Und auch im Bauausschuss und im
Rathaus, so vermutet Vandeck, dominiert eher die Autofraktion. Zumindest einen Erfolg erzielte er aber doch. Auf seiner
nächsten Sitzung will der Ausschuss das Thema behandeln und den Leiter der Straßenverkehrsbehörde dazu
einladen.
Seit der Laga ist die Busspur-Regelung an der Eberswalder Straße außer Kraft gesetzt. Die Barnimer
Busgesellschaft fürchtet nun, dass ihre Vorrechtsspur für immer abgeschafft wird. Die Autofahrer-Fraktion hat
sich offenbar an die Nutzung der zweiten Spur gewöhnt und möchte sie nun nicht mehr missen. Die Obusse jedoch
stecken seither zu Spitzenzeiten wieder wie alle anderen Fahrzeuge im Stau.