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aus dem Märkischen Sonntag vom 31.12.2000:
Dienst ist Dienst und kein Feiern...
Für Obus-Fahrer sind sind Sylvester und Neujahr normale Arbeitstage
Eberswalde. (mf) Wenn man seit mehr als 16 Jahren Bus fährt, dann ist man so allerhand gewöhnt, so denkt jedenfalls Andreas Zietemann, Obus-Fahrer bei der Barnimer Busgesellschaft über seinen Beruf. Klar, dass man damit rechnen müsse. auch an Feiertagen zu fahren, da gehe es nach Dienstplan und jeden trifft es mal. In diesem Jahr braucht Andreas Zietemann nicht Silvester zu fahren und er kann feiern. Aber sicher denkt er an die Kollegen auf den Bussen.
Er hatte gerade am zweiten Feiertag einen strammen Dienst zu absolvieren, was bei den diesjährigen Witterungsverhältnissen nicht gerade ein Zuckerschlecken war. In seinen fast 17 Dienstjahren hat der routinierte Busfahrer schon so manche Klippe meisterhaft umschifft und war doch nach jedem Einsatz zum Jahreswechsel froh, wieder "heil an Körper und Bus" auf dem Betriebshof zu sein. Zum Millenniumsfest hatte Andreas Zietemann ebenfalls Dienst. Er erinnert sich an kleine Episoden. Es kommt schon vor, dass Passagiere in Feierlaune kräftig singen, wobei sie immer denken, dass es schön sei. Auch würden manchmal Girlanden um die Griffe gewickelt, oder auch mal dem Busfahrer um den Sitz (natürlich nur an Haltestellen).
Weihnachten bekam er vom ersten Fahrgast einen Schokoweihnachtsmann geschenkt, eine nette Geste. Zu vorgerückter Stunde werden die Gäste oftmals plötzlich sehr ruhig. Das schön gleichmäßige Schaukeln
lässt wohl Erinnerungen ans heimische Bett vorgaukeln. An der Endhaltestelle tritt dann der "Weckdienst" in Kraft. Wenn alle Bemühungen umsonst seien, wird die Zentrale um Hilfe gebeten. In äußerst seltenen
Fällen waren auch schon die Dienste von Polizei und Medizinischen Diensten gefordert. Im Groben gesehen seien die Fahrgäste auch zu diesen Zeiten recht angenehm und es gäbe kaum ernste Vorfälle. Über eine
Begebenheit vor einigen Jahren erzählt der Busfahrer mit Schmunzeln. Ein "Fastwitzbold" hatte mehrfach
versucht aus seinem Auto heraus die Fahrgäste mit Blitzknallern zu erschrecken. An jeder Kreuzung flogen die
Böller unter den Bus. Als es dem etwas wohlbeleibten Andreas zu viel wurde, rollte er eine Zeitung zusammen (dem Aussehen nach eine Riesenrakete), holte gemütlich das Feuerzeug aus der Tasche und öffnete das Fenster. Dem Fahrer des "Begleitfahrzeuges" wurde es wohl mulmig bei diesem Anblick und er ergriff blitzartig die Flucht (bei roter Ampel).
Der Verkehrsleiter der Barnimer Busgesellschaft, Herr Vandeck, möchte die Gelegenheit nutzen und nochmals darauf hinzuweisen, dass die Arbeit der Busfahrer höchst verantwortungsvoll ist. Bitte in den Fahrzeugen keine
Knallkörper entzünden oder die Busse damit bewerfen. Zurzeit sind im Stadtverkehr 15 Busse auf den beiden Linien im Einsatz. In der Silvesternacht werden es bloß zwei Fahrzeuge sein, die ihre Runden machen.
Andreas erinnert sich an Jahreswechsel zu DDR Zeiten. Da wurde es um Mitternacht immer gemütlich. Die Fahrer trafen sich am Westend und es wurde mit Brause angestoßen. Manchmal kam es vor, dass Anwohner aus den Häusern herunter kamen und ihnen ein gesundes neues Jahr wünschten. Heute ist das anders, da sitzt jeder Busfahrer und hat nur sein Handy...
Am heutigen Sylvesterabend ist Betriebsschluß entsprechend "Sonn- und Feitertags-Fahrplan". Der "Lumpensammler" fährt eine zusätzliche Runde im Stadtverkehr.
0.30 Uhr ab Nordend
0.45 Uhr ab Ostend
1.05 Uhr ab Brandenburger Allee
1.10 Uhr ab Kleiner Stern bis Markt
1.25 Uhr ab Markt nach Ostend
1.30 Uhr ab Ostend nach Nordend
Gegen 2.00 Uhr hat auch die ihr Ende und der Busfahrer vom Dienst kann ebenfalls feiern gehen. Seine Kollegen beginnen um 5.00 Uhr am Neujahrsmorgen ihre Touren, um die Feierwütigen nach Hause zu bringen. Von da an fahren die Busse im Stundentakt, bis der normale Verkehr am Vormittag beginnt.
Wer heute oder morgen mit einem der Obusse in der Stadt fährt, sollte auf jeden Fall neben dem Fahrgeld ein nettes Wort oder ein Lächeln für den diensthabenden Kollegen der Busgesellschaft bereit halten.
Für Obus-Fahrer Andreas Zietemann ist das Arbeiten zu den Feiertagen selbstverständlich, Job ist eben Job, da kann man nichts dran ändern.