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in Eberswalde nahezu lahmgelegt
aus der Märkischen Oderzeitung vom 29.09.2020:
Tarifstreit:
Warnstreik im ÖPNV - Busverkehr in Eberswalde nahezu lahmgelegt
Seit Dienstagmorgen haben Beschäftigte im Öffentlichen Nahverkehr
bundesweit die Arbeit niedergelegt. Auch die Busse der Barnimer
Busgesellschaft in
Eberswalde blieben stehen.
Die bundesweiten Warnstreiks der Beschäftigten im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) am Dienstag führten auch in Eberswalde zu
erheblichen Einschränkungen für die Fahrgäste. Gut 80 Prozent der Busse blieben auf dem Gelände des Betriebshofs der Barnimer
Busgesellschaft (BBG) in Nordend stehen, schätzte der dortige Betriebsratsvorsitzende Marcel Schröder. Bedient wurden lediglich die drei
Stadtlinien.
Mehr Urlaub, bessere Bedingungen für Auszubildende
Hintergrund der Arbeitsniederlegung ist der anhaltende Tarifkonflikt um die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten im ÖPNV. Laut der
Vereinigten Dienstleistungsgesellschaft (Verdi) soll mit dem bundesweiten Streik der Druck auf die Arbeitgeber erhöht werden. Die Gewerkschaft
fordert einen Rahmentarifvertrag, der für bundesweit rund 87.000 Beschäftigte zu einheitlichen Regelungen führen soll. Die geforderten
Inhalte umfassen unter anderem 30 Tage Urlaub, 100 prozentige Sonderzahlungen, etwa ein 13. Monatsgehalt, sowie Wechselschichtzulagen auch im
Fahrdienst. Hinsichtlich der Nachwuchsförderung wird eine verpflichtende Anrechnung der Ausbildungszeit im Betrieb verlangt.
Busse standen ab drei Uhr morgens still
Bereits ab drei Uhr morgens traten die Busfahrer, Mechaniker und andere BBG-Mitarbeiter in den Ausstand und positionierten sich vor der Einfahrt
des Betriebshofs im Eberswalder Nordend. &40;Es ist ein Streik von der ersten bis zur letzten Ausfahrt", sagte der BBG-Betriebsratsvorsitzende
Schröder. Anders als in Berlin, wo die Beschäftigten der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) ihre Arbeit bis 12 Uhr niederlegten, wurde bei
den zum Streik aufgerufenen Brandenburger Unternehmen eine Wiederaufnahme der Arbeit erst für Mittwochmorgen um drei Uhr angekündigt.
"Wir stehen hier für bessere Bedingungen", fasst Busfahrer Peter Bugdahn, der seit 14 Jahren auf sämtlichen Linien in und um Eberswalde
fährt, den Grund für die Arbeitsniederlegung zusammen. Seit seinem eigentlichen Betriebsbeginn am Dienstagmorgen hat er sich zusammen mit gut
zwei Dutzend Kollegen und Kolleginnen vor dem Eberswalder Betriebshof versammelt, um seinen Forderungen Ausdruck zu verleihen.
Rekord-Nachfrage im Kundencenter der Busgesellschaft
Zwar informierte die Gewerkschaft über Zeitpunkt und Dauer des Warnstreiks bereits einige Tage zuvor und auch auf der Internetseite der BBG war im
Vorfeld von Beeinträchtigungen die Rede, dennoch mussten die Mitarbeiter des Kundencenters der Busgesellschaft ein stark erhöhtes
Nachfrage-Aufkommen bewältigen.
Bereits am Vortag habe man zu dritt gut 550 Anrufe entgegen genommen, berichtet Steffi Parpart, die das Kundencenter leitet. Sie spricht von einer
Rekord-Nachfrage. &40;Normal sind maximal 100 Anrufe pro Tag." Auch am Streiktag selbst baten erneut hunderte Kunden, die teils vergeblich an
Bushaltestellen warteten, um Auskunft. Der überwiegende Teile habe mit Verständnis auf die Arbeitsniederlegung reagiert, meint Steffi
Parpart. Manche hätten den Streikenden sogar Glück gewünscht.
Auswirkungen an Schulen blieben überschaubar
In Eberswalde war von dem Warnstreik insbesondere auch der Schülerverkehr betroffen. Dieser könne "nicht abgesichert werden", machte die
Barnimer Busgesellschaft schon vor Beginn der Arbeitsniederlegung deutlich. Vielerorts mussten die Eltern die Fahrt zur Schule somit teilweise
selbst organisieren.
An den Schulen selbst hielten sich die Auswirkungen jedoch in Grenzen. Aus der Verwaltung der Max-Kienitz-Schule in Britz hieß es, man verzeichne
keine erhöhten Abszenzen. Auch die Grundschule Joachimsthal bescheinigte auf Nachfrage nur wenig Probleme. Am Freien Joachimsthaler Gymnasium war
lediglich von einem abwesenden Schüler die Rede. Vieles habe dort entweder durch die ohnehin im Betrieb befindlichen schuleigenen Busse sowie die
vergleichsweise günstige Bahnanbindung aufgefangen werden können, hieß es.
Ziel ist bundesweiter Rahmentarifvertrag
Insgesamt sei eine hohe Resonanz auf den Streikaufruf in ganz Brandenburg und speziell auch im Barnim zu verzeichnen gewesen, so die Zwischenbilanz
von Verdi-Bezirksgeschäftsführer Jens Gröger am Dienstagnachmittag. In zahlreichen Betrieben habe nahezu die vollständige
Belegschaft ihre Arbeit niedergelegt. Selbst Versuchen, Mitarbeiter mit Tagesprämien vom Streiken abzuhalten, sei mitunter widerstanden worden,
betonte Gröger. Lediglich an wenigen Orten, darunter auch in Eberswalde, sei es vereinzelt zum Streikbruch gekommen. Der Forderung nach einem
bundesweiten Rahmentarifvertrag sieht er aber dennoch ausreichend Nachdruck verliehen: &40;Ich bin sehr zufrieden mit dem Verlauf des heutigen Tages."