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Eberswalder Straßenbahn
Trotz entscheidender Weiterentwicklungen des Obusses gaben die Eberswalder Stadtverordneten am
10. August 1909 der Errichtung einer elektrischen Straßenbahn den Vorzug. Ausschlaggebend
waren u.a. auch die meistens guten Ergebnisse des Straßenbahnbetriebes in anderen
Städten.
Am 31. März 1910 wurde die Konzession für die Straßenbahnlinie erteilt. Die
Berliner Siemens-Schuckert-Werke erhielten den Auftrag zum Bau der Eberswalder
Straßenbahn. Dieser enthielt neben dem Bau der Strecke auch die elektrische
Ausrüstung von drei zweiachsigen Straßenbahnwagen der Waggonfabrik Gottfried
Lindner AG Ammendorf.
In der Bergerstraße auf dem Gelände der Städtischen Betriebe entstand die
Wagenhalle und die Umformerstation. Das Stadtbauamt hatte die Wagenhalle mit Werkstatt,
Geräteraum, einer Schmiede, einem Mannschaftsraum und einer Toilette geplant und gebaut.
Diese hatte Platz für sechs Wagen. Durch die Zimmerstraße erfolgte die Zufahrt zur
Wagenhalle.
Die Stromversorgung der Straßenbahn wurde durch das städtische
Elektrizitätswerk, welches sich ebenfalls in der Bergerstraße befand, realisiert.
Später wurde das städtische Elektrizitätswerk an die Überlandzentrale des
Märkischen Elektrizitätswerkes, welches sich am Finowkanal in Heegermühle
(heute: Finow) befand, angeschlossen. Die Umformeranlage für die Straßenbahn wurde
von der AEG-Allgemeine Electricitäts-Gesellschaft Berlin geliefert. In dieser
Umformeranlage erzeugten Drehstrommotore, die mit je mit einem Gleichstromgenerator von 50 kW
Leistung und einer Ausgangsspannung von 550 V gekoppelt waren, den Gleichstrom für die
Straßenbahn.
Ende Mai 1910 begann der der Bau der Straßenbahnlinie in der Regelspurweite von 1435 mm.
Sie war 2,7 km lang, einspurig und hatte eine Ausweichstelle am Alsenplatz. An den
Endhaltestellen Kleinbahnhof und Markt waren die Ausweichstellen für einen späteren
Beiwagenbetrieb eingerichtet.
Nach weniger als drei Monaten Bauzeit wurde am 27. August 1910 mit einer Probefahrt die
Straßenbahnlinie vom Markt bis zum Staatsbahnhof polizeilich überprüft.
Mit drei zweiachsigen Triebwagen wurde am 01.09.1910 der Betrieb der Eberswalder
Straßenbahn zwischen Markt und Staatsbahnhof im 15-Minuten-Takt aufgenommen. Da die neue
Eisenbahnbrücke noch nicht für den Verkehr zugelassen war, wurde die 1,2 km lange
Strecke zum Kleinbahnhof einige Tage später in Betrieb genommen. Der Fahrpreis betrug 10
Pfennig.
Aufgrund hoher Fahrgastzahlen wurden noch 1910 zwei zweiachsige Beiwagen von der Waggonfabrik
Gottfried Lindner AG Ammendorf gekauft. Einer dieser Beiwagen wurde 1916 von der
Waggonfabrik Gottfried Lindner AG Ámmendorf in einen Triebwagen (TW 4) umgebaut.
Desweiteren wurden ein Schneepflug und je eine kleine und große fahrbare Leiter
beschafft.
Das Foto zeigt die kleine und große fahrbare Leiter der Eberswalder Straßenbahn.
Von 1914 bis 1918 war der 1. Weltkrieg. Da die Männer Kriegsdienst leisten
mußten, wurden ab 1916 Frauen als Straßenbahnfahrerinnen eingestellt und im Mai
1919 wieder entlassen.
Ab 30. November 1918 wurde mit der Straßenbahn über Anschlußgleise Kohle vom
Güterbahnhof zum Gaswerk transportiert.
Im Jahre 1920 lieferte die Waggonfabrik Gottfried Lindner AG Ammendorf weitere fünf
Trieb- und vier Beiwagen, alle zweiachsig, in bereits modernerer Ausführung.
Am 08. Dezember 1920 wurde die Verlängerung der Straßenbahnlinie in Richtung
westlicher Stadtrand vom Kleinbahnhof zur Eisenspalterei in Betrieb genommen. Dann aufgrund
der herrschenden Inflation eingestellt und am 13. April 1921 erneut in Betrieb genommen.
Finanzielle Schwierigkeiten, verursacht durch die Inflation, machten 1922 den Verkauf der
1920 gelieferten fünf Trieb- und vier Beiwagen nach Utrecht notwendig.
Vom 22. November 1922 bis zum 13. November 1924 wurde der Straßenbahnbetrieb aufgrund der
herschenden Inflation komplett eingestellt. Am 14. November 1924 wurde der Betrieb zwischen
Kleinbahnhof und Markt wieder aufgenommen. Die Strecke zur Eisenspalterei wurde nicht mehr
befahren und später abgebaut.
Da sich Eberswalde auch in östliche Richtung ausdehnte, wurde die Straßenbahnlinie
bis zur Saarstraße erweitert. Am 22. August 1927 wurde der Betrieb auf der neuen
Teilstrecke aufgenommen. Von der Waggonfabrik Gottfried Lindner AG Ammendorf wurden erneut
zwei Triebwagen gekauft.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933 wurden in Eberswalde an der
Freienwalder Chaussee zwei Kasernen gebaut und die Eberswalder Ardelt-Werke stellten vorrangig
Rüstungsgüter her. Die Ardelt-Werke warben Facharbeiter in ganz Deutschland an. Bis
1937 entstand in Ostend die Ardelt-Siedlung.
Aufgrund dieser Faktoren stiegen die Fahrgastzahlen der Eberswalder Straßenbahn stark an
und sie erreichte letztlich ihre Kapazitätsgrenze. Ein Ausbau oder Ersatz wurde
benötigt. Der Obus sollte der Ersatz werden und so wurde am 02. November 1940 der
Eberswalder Straßenbahnverkehr eingestellt.
Das Foto zeigt den Triebwagen 2 der Eberswalder Straßenbahn am Hauptbahnhof.
Das Foto zeigt den Triebwagen 3 der Eberswalder Straßenbahn vor dem Depot in der
Bergerstraße.
Das Foto zeigt den Triebwagen 5 der Eberswalder Straßenbahn am Alsen-Platz.
Im Foto kann man unten links den Abzweig Zimmerstraße zum Depot Bergerstraße
erkennen.
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Im Jahre 1941 wurden die Trieb- und Beiwagen der Eberswalder Straßenbahn nach Rostock
und Krakau (heute: Kraków/Polen) verkauft. In Kraków wurden die Eberswalder Wagen unter Berücksichtigung ihrer geringen Beförderungskapazität und ihres technischen Zustandes überwiegend als Arbeitswagen eingesetzt.
Das Foto zeigt den ehemaligen Eberswalder Triebwagen 1 mit der Wagennummer 150 im Einsatz in Kraków/Pl im Jahre 1941.
In Kraków/Pl ist der ehemalige Eberswalder Straßenbahntriebwagen 2 erhalten geblieben. Er befand sich in einem schlechten Zustand. Eine Rekonstruktion durch das dortige Verkehrsunternehmen MPK Kraków/Pl war vorgesehen.
Im Jahre 2015 wurde der ehemalige Eberswalder Straßenbahntriebwagen 2 durch das dortige Verkehrsunternehmen MPK Kraków/Pl rekonstruiert und im Sepzember 2015 der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Foto zeigt den ehemaligen Eberswalder Straßenbahntriebwagen 2 mit Krakówer Wagen-Nr. 151 im Technischen Museum von Kraków/Pl im Februar 2016.