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Weichen
In der Eberswalder Obus-Fahrleitung sind 5 Weichen installiert. Drei dieser Weichen können vom Obus-Fahrer aus dem fahrenden Obus geschaltet werden. Bei den anderen zwei Weichen, die sich auf dem Betriebshof Nordend befinden, muß der Obus-Fahrer aussteigen und diese Weichen per Schalter außerhalb des Obusses schalten.
Die elektronischen Weichen sind vom Typ U-88 der Firma Kummler+Matter Zürich / Schweiz.
Der mechanische Aufbau besteht aus zwei Modulen, dem befahrenen Teil (Weichenboden) und dem
Antriebsteil (Antriebsboden).
Das befahrene Modul, der Weichenboden, trägt die Anschlußstücke und die
Zunge. Es besteht aus einem starken Alu-U-Profil und schützt so die beweglichen Teile
vor Beschädigungen durch Entgleisungsschläge. Die befahrenen Teile sind bei
Abnützung sehr rasch auswechselbar und ersparen eine komplette Auswechslung des
Weichenkörpers. Durch die Verstellbarkeit der Anschlußstücke kann die Weiche
für Ablenkung nach links, rechts oder symmetrisch eingebaut werden.
Die beiden Schlitze im Weichenboden dienen der manuellen Betätigung der Zunge mittels
Schraubenzieher zur Funktionskontrolle, ohne daß der Kunststoffdeckel abgenommen
werden
muß.
Der Antriebsboden trägt den Elektromagneten, die Kontrolleinheit und die Kurvenplatte.
Der Elektromagnet ist doppelseitig ausgeführt, d.h. er zieht und stößt
für beide Schaltrichtungen der Zunge. Dadurch kann die Weiche mit oder ohne
Zungenrückstellung eingesetzt werden. Die Arretierung erfolgt auf jeder Seite durch
einen im Elektromagneten eingebauten Permanentmagneten. Durch diese Lösung werden
für die Ver- und Entriegelung weder Klinken noch Federn benötigt. Dadurch
entfallen diese störanfälligen Elemente. Die Zug- und Schubstange
überträgt die Bewegung auf die Kurvenplatte. Eine darin eingelassene Kulisse nimmt
den Bolzen der Zunge auf. Der Weg der Zunge ist damit zwangsgeführt und jede
Endstellung fixiert. Die Kurvenplatte ist mit Teflon beschichtet und daher praktisch
verschleißfrei. Für die ganze Betätigung der Weiche ist nur ein Minimum an
mechanisch beanspruchten Teilen vorhanden.
In der Eberswalder Fahrleitung sind die Weichen mit automatischer Zungenrückstellung im
Einsatz. Eine Kontrolleinheit am Magneten erfaßt die Zungenstellung induktiv. Für
die automatische Zungenrückstellung stammt das nötige Signal von einem
berührungsfreien Induktivgeber.
Im Antriebsboden ist eine Steuereinheit integriert. Diese kann die Schaltimpulse der Obusse
übernehmen.
Zu den Weichen gehört ein elektronisches Richtungssignal, welches den Fahrern die
Stellung der Weiche anzeigt.
Obwohl vom Hersteller angegeben wird, daß man die Weichen mit großen
zulässigen Fahrgeschwindigkeiten (ca. 50-60 km/h) befahren kann, wurden schlechte
Erfahrungen damit gemacht. Nach mehreren schweren Schäden, deren Ursachen aber nicht
eindeutig geklärt werden konnten, wurde für das Befahren der Weichen eine
Geschwindigkeit von 15-20 km/h festgelegt.
Die Weichen werden vom Fahrer aus dem fahrenden Obus geschaltet. Dazu ist vor jeder Weiche
eine Schaltkontaktschiene in die Fahrleitung eingebaut. Will der Fahrer die Weiche
schalten, betätigt er einen Schalter, der die Heizung des Obusses als großen
Stromverbraucher kurzzeitig einschaltet. Es muß also beim Befahren der
Schaltkontaktschiene zum Schalten der Weiche "Strom gezogen" werden. Möchte
der Fahrer die Weiche nicht schalten, betätigt er einen anderen Schalter, der die
Starkstromanlage des Obusses kurzzeitig beim Befahren der Schaltkontaktschiene abschaltet.
Dadurch wird kein "Strom gezogen" und die Weiche schaltet nicht.
Zum Weiche schalten oder auch nicht gehört schon ein bißchen Übung, den
richtigen Schalter an der richtigen Stelle zur richtigen Zeit bei ca. 10 - 20
km/h unter Beachtung des anderen Verkehrs zu betätigen. Falls es mal nicht klappt,
fährt man durch die falsch gestellte Weiche, um den Kontakt für die Ausgangsstellung der Weiche auszulösen, drückt den Taster für den Stromabnehmereinzug, fährt per Batterie zum nächsten Trichter und legt per Tastendruck die Stromabnehmer wieder an.
Das Foto zeigt die Weiche am Abzweig zum Betriebshof Nordend.