Eberswalde(MOZ) Die Anlieger der Weineck-Straße wehren sich gegen die geplante Obus-Linie, die GbR Platz derJugend schickt ein Protestschreiben
ans Baudezernat. Doch nicht nur wer zur Kasse gebeten wird, kritisiert das Vorhaben. Auch andere aus dem Viertel reagieren mit Unverständnis.
Morgens halb zehn in der Ringstraße. Die ersten Anwohner sind lange wach. Der 83-jährige Werner Schulz schiebt sein Fahrrad um die Ecke. Wie
findet er es eigentlich, dass der Obus künftig durchs Viertel fahren soll und er in der Fritz-Weineck-Straße einsteigen kann? "Ich fahre mit
dem Auto. Ob der Bus nun hier hält oder in der Eberswalder Straße", sagt er. Auch der nächste Bewohner, der seinen Namen nicht nennt,
verweist auf sein eigenes Verkehrsmittel in der Garage. "Es wäre eher angebracht, dass ein Bus zum Friedhof in der Biesenthaler Straße
fährt", sind sich Marta und Alexander Wenzel einig. Auch sie wohnen in der Ringstraße und betrachten die Linienführung und den damit
zusammenhängenden Ausbau der Weineckstraße als "totale Geldverschwendung". Eine Haltestelle befinde sich schließlich nicht nur in der
Eberswalder Straße, sondern auch an der Schönholzer bei Kaufland.
Doch es gibt auch Befürworter der vom Landkreis Barnim erdachten neuen Führung des Linienverkehrs. "Ich hätte nichts dagegen", so Lutz
Wörzel, als er aus seinem Aufgang in der Ringstraße tritt. "Ich würde den Bus dann öfter nutzen", sagt er. Bis zur Eberswalder
Straße sei es ihm zu weit. Schon an der nächsten Ecke aber löst das Thema bei einer kleinen Anwohnergruppe wieder Kopfschütteln
aus. "Wirklich schade. Da wird unnötig Geld ausgegeben. Es sind doch genug Haltestellen in der Nähe", meint Dieter Wolff. Sein Nachbar
Michael Pietrowski pflichtet ihm bei. Das Argument, die Schüler, müssten direkt vorm Gymnasium abgesetzt werden, halte er für Quatsch.
Befürworter scheint das Vorhaben möglicherweise bei der Arbeiterwohlfahrt und der Eberswalder Wohnungsbau- und Hausverwaltungs-GmbH zu haben.
Die AWO betreibt im Gebiet der Ringstraße zwei Pflegewohnheime, konnte aber am Mittwoch nicht für eine Stellungnahme erreicht werden.
Jens Aßmann von der WHG hatte sich schon bei der Informationsveranstaltung von Barnimer Busgesellschaft und der Stadt Eberswalde am vergangenen
Dienstag zu Wort gemeldet und von überwiegend positiven Haltungen der WHG-Mieter im Viertel gesprochen.
"Bisher hat hier noch niemand den Wunsch nach einer Haltestelle in der Weineckstraße geäußert", sagt Klaus Steinhäuser. Er
vertritt die GbR Platz der Jugend, die sich als Anlieger an den Straßenumbaukosten beteiligen müssten. Er sei nicht grundlegend gegen die
Sanierung, aber zum Beispiel nicht damit einverstanden, dass im Zuge einer geplanten Verbreiterung der vor drei Jahren gepflasterte Gehweg abgerissen
wird. Für eine neue Breite der Straße wäre aber nicht der Obus verantwortlich. Das macht Eberswaldes Baudezernentin Anne Fellner noch
einmal deutlich. Für Sammelstraßen legt eine Richtlinie klare Werte fest, die beim Ausbau umgesetzt werden. Kurz: auch ohne Obus wird es
breiter. Darüber entscheiden die Stadtverordneten im Herbst.
Auch die Stellungnahme der GbR Platz der Jugend geht in die Abwägung mit ein. In einem Protestschreiben ans Baudezernat kritisiert diese, dass
durch den Obus die Wohnqualität gemindert, das Geld sinnvoller eingesetzt werden könne. Der Meinung ist auch Renate Wallrath,
Beiratsvorsitzende der Eigentümergemeinschaft eines Blocks in der Weineckstraße. Die Stadt verweist in Sachen Buslinie an den Kreis und die
Barnimer Busgesellschaft.
Dort, wie im Rathaus ist die Kritik am Vorhaben nicht spurlos vorübergegangen. "Wenn es den Willen dazu gar nicht gibt, werden wir auch niemanden
zwingen", sagt BBG-Chef Frank Wruck. Sollten sich nicht bald auch Befürworter zu Wort melden, werde die BBG ihren Obus-Plan zunächst ruhen
lassen aber Untersuchungen im Wohngebiet anstellen, um ein fundierteres Bild zu bekommen. Möglicherweise ergibt sich ein breiteres
Meinungsspektrum schon bei der Finower Einwohnerversammlung am Montag um 18:30 Uhr im Gymnasium.
Hier nun zwei Fotos aufgenommen in der Fritz-Weineck-Straße.